Saisonrückblick 2019/2020 HSG 3: So siehts Trainer Florian David
Hallo Flo. Wilde Zeiten! Zunächst mal die wichtigste Frage: Wie geht es Dir? Wie kommst du mit den Auswirkungen der Corona-Krise klar?
Antwort: Hallo liebe Handballfreunde! Mir geht es gut. Als Erzieher bin ich beruflich in der Notbetreuung im Kindergarten eingespannt. Einen Großteil meiner Freizeit nutze ich dafür, mich über die aktuellen Geschehnisse zu informieren und mir schlaue Ideen anzuhören wie es weitergehen könnte mit und nach Corona. Und ich hoffe, dass das der ein oder andere von euch auch tut und ihr nicht nur Netflix leerschaut.
Die Saison wurde mit Stand 13.03.2020 beendet. Wie beurteilst du die getroffenen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Abbruch und der Wertung der Saison?
Antwort: Ich denke, dass aufgrund der aktuellen Situation der Sport in den Hintergrund rückt. Die ganzen Spekulationen wer wann wo wie mit welcher Entscheidung besser oder schlechter gefahren wäre, spielen für mich keine Rolle. Die Saison 19/20 kann man einfach abheften. Viel wichtiger ist die Frage, wann es wie weitergeht. Da man im Moment aufgrund der Infektionszahlen nie weiter als zwei Wochen vorausplanen kann, ist es durchaus möglich, dass auch die Saison 20/21 noch stark durch die Auswirkungen von Corona beeinflusst wird. Aber ich hoffe natürlich das Beste!
Die HSG 3 spielte eine schwierige Saison. Enge Spiele die knapp verloren wurden mischten sich mit teilweise derben Klatschen. Sportlich konnten leider keine Punkte eingefahren werden. Wie beurteilst du die Saison? Wo siehst du die Gründe für die gezeigten Leistungen?
Antwort: Ja… wo fang ich an? Die Dritte setzt sich aus den jungen Spielern, die gerade aus der A-Jugend gekommen sind, und einigen altgedienten Handballern zusammen. Die Vorbereitung waren die jungen auf die 1. und 2. Mannschaft verteilt und die alten nicht da. 2 Wochen vor Rundenbeginn habe ich dann noch drei, vier Spieler aus der zweiten dazu bekommen, die nach der Vorbereitung es nicht in diesen Kader der 2. geschafft haben, sodass wir quasi ohne Vorbereitung in die Runde gegangen sind. Während der Runde hat ein harter Kern der jungen wirklich sehr gut und regelmäßig trainiert. Das hat mir großen Spaß gemacht, aber oftmals waren wir einfach zu wenige und/oder hatten keinen Torhüter, sodass es schwierig war spielnah zu trainieren. Die Spiele am Wochenende litten leider auch des Öfteren unter schwierigen Rahmenbedingungen. Wenn in einer der drei Mannschaften Personal fehlt, bleibt das dann halt an der dritten hängen. So habe ich eigentlich jede Woche als „Whatsappseelsorger“ versucht eine spielfähige Mannschaft stellen zu können (teilweise noch bis ca 30 Minuten vor dem Spiel) und das dann teilweise auch nur mit einem Feldspieler im Tor. Spielzüge haben wir mehrfach mit Hilfe von Wasserflaschen und Straßenschuhen direkt vor dem Spiel „einstudiert“, weil nur dann alle Beteiligten zur Verfügung standen. Die jungen Spieler waren oft auf dem Feld auf sich allein gestellt, weil sich viele ältere Spieler nur selten oder gar nicht haben blicken lassen. Manchmal gab es auch einfach Kommunikationsprobleme, weil sich nach dem Spiel rausstellte, dass ein junger Spieler noch nicht mit dem Handballvokabular der Erwachsenen vertraut war. Unter solchen Voraussetzungen ist es schwierig Struktur und Kontinuität aufrecht zu erhalten, wodurch dann leider auch einige wenige, junge Spieler Probleme mit der Disziplin hatten.
Die B-Klasse ist für eine so bunt zusammen gewürfelte dritte Mannschaft einfach zu stark. Schade ist nur, dass ich deshalb vor zwei Jahren schon mal einen freiwilligen Neustart in einer niedrigeren Klasse vorgeschlagen habe, es aber leider niemand im Verein so wirklich ernst genommen hatte.
Ein kleiner Blick in die Glaskugel. Wie wäre in deinen Augen die Saison ohne den Abbruch weiter verlaufen? Was denkst du, wäre für unsere HSG 3 am Ende drin gewesen?
Antwort: Wir wollten wenigstens noch ein Spiel auf sportlichem Weg gewinnen. Das wäre meiner Meinung nach noch gegen zwei Gegner möglich gewesen. Da hätte aber ein gut besetzter Kader einen guten Tag haben müssen.
Es wurde in Abstimmung mit Dir beschlossen, den freiwilligen Abstieg wahr zu nehmen und nächste Saison in der C-Klasse zu starten. War diese Entscheidung in deinen Augen alternativlos?
Antwort: Ja. Also die Saison hat glaube ich keinem der Beteiligten so wirklich Spaß gemacht. Wir haben die Hälfte aller Spiele mit mehr als 10 Toren Unterschied verloren. Mit dem Spaß bleibt auch der Lernfaktor auf der Strecke. Alle Spieler können dir jetzt nachts im Schlaf sagen, was man auf dem Feld macht, wenn man deutlich zurückliegt und um Schadensbegrenzung bemüht ist, aber wie man eine knappe Führung über die Zeit rettet, konnten wir letzte Saison leider nicht erfahren. Somit war die Saison für die jungen Spieler in der B-Klasse ein Stück weit leider auch verschenkte Zeit. Für ein weiteres Jahr in der B-Klasse hätte ich als Trainer nicht mehr zur Verfügung gestanden.
Wie siehst du die HSG 3 für die Zukunft aufgestellt? Was weißt du schon über die Zusammensetzung der Mannschaft in der nächsten Saison?
Antwort: Die U-21-Spieler werden wieder den Kern der Mannschaft bilden. Dazu gesellen sich dann diverse andere Spieler aus dem Verein, die aus den verschiedensten Gründen keine 1. oder 2. Mannschaft spielen. Wer das im Einzelnen sein wird, werde ich wahrscheinlich erst wieder kurz vor Rundenbeginn wissen. Das ist aber in einer dritten Mannschaft denke ich normal.
Was möchtest du nächste Saison konkret verbessern? Welche guten Dinge möchtest du unbedingt beibehalten?
Antwort: Ich denke, dass sich ein Großteil der oben beschriebenen Probleme schon durch den Neustart in der C-Klasse deutlich verbessern wird. Mehr Erfolg → mehr Spaß → mehr Beteiligung! Was wir noch verbessern sollten, ist es gerade die Spielsysteme der 2. und 3. Mannschaft noch mehr anzugleichen, da die jungen Spieler in diesen beiden Mannschaften überwiegend zum Einsatz kommen werden. Wichtig wäre es auch, dass noch mehr ältere Spieler oft da sind, um die jungen zu führen und Verantwortung auf dem Feld zu übernehmen, die die jungen in dem Ausmaß wie in der letzten Saison noch nicht tragen können.
Was sehr gut funktioniert und mir großen Spaß gemacht hat, waren die Donnerstagtrainingseinheiten mit dem harten Kern. Hier konnten wir immer individuell auf einzelne Spielsituationen vom vergangenen Wochenende eingehen. Die Beteiligten waren durchweg sehr aufmerksam und engagiert und am Ende der Saison konnte man auch an den Entwicklungen deutlich erkennen, wer da regelmäßig teilgenommen hatte. Vielleicht können wir den harten Kern ja noch um ein paar Spieler erweitern.
Wie siehst du unsere gesamte HSG für die Zukunft aufgestellt?
Antwort: Tja, mal schauen wie es nach dem Lockdown weitergeht. Ich hoffe, dass uns alle Spieler, Helfer usw erhalten bleiben. Das Problem mit den Schiedsrichtern müssen wir auf jeden Fall in den Griff bekommen, sonst wird das Eis gerade für die dritte Mannschaft sehr dünn. Da sind die Strukturen in unserem Bezirk allerdings auch nicht mehr zeitgemäß und die Verantwortlichen sehr stur. Hoffen wir, dass es da bald neuen, innovativen Wind gibt. Dann werden glaub ich alle Vereine im Bezirk aufatmen.
Vielen Dank für deine Zeit Flo und wir sehen uns hoffentlich bald wieder in der Halle!
Sehr gerne. Das hoffe ich auch. Ich brauche unbedingt mal wieder einen Ball in der Hand oder am Fuß!