Saisonrückblick 2019/2020 HSG 1: So siehts Trainer Markus Rybak
Hallo Markus. Wilde Zeiten! Zunächst mal die wichtigste Frage: Wie geht es Dir? Wie kommst du mit den Auswirkungen der Corona-Krise klar?
Antwort: Hallo Marxi, schön von Dir zu lesen. Danke der Nachfrage, mir geht’s gut, ich spüre wenig bis keine Auswirkungen der „Krise“, bin im Home-Office und genieße den Sport in der Natur und fahre endlich mal komplett runter, einzig das Training im Studio fehlt mir massiv.
Die Saison wurde mit Stand 13.03.2020 beendet. Wie beurteilst du die getroffenen Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Abbruch und der Wertung der Saison?
Antwort: Aus meiner Sicht war es sicher keine schlechte Entscheidung die Saison auszusetzen, dennoch hätte ich mich für die Fortsetzung der Saison ausgesprochen. Hinsichtlich der Wertung bin ich froh, dass der Verein kommende Saison auch wieder in der BOL auflaufen wird. Ich bin zwar sicher, dass wir das sportlich auch gewuppt hätten, schöner wäre aber der Beweis auf der Platte gewesen.
Selbstredend fehlt mir auch das Training und die Anspannung vor und während dem Spiel, von daher war der Abbruch nicht wirklich angenehm.
Nach schwachem Start hatte sich die Mannschaft im Laufe der Hinrunde gefangen, konnte attraktiven Handball zeigen und das vorhandene Potential andeuten. Leider schien es 2020 zunächst nicht möglich, diese Leistung abzurufen, weshalb die Mannschaft bedrohlich in den Abstiegskampf gerutscht ist. Wie beurteilst du die Saison? Wo siehst du die Gründe für die gezeigten Leistungen?
Antwort: Hierfür gibt’s aus meiner Sicht eine schier unendliche Menge an Gründen.
Zum einen hatten wir eine nicht wirklich gelungene Vorbereitung, viele Einheiten waren aufgrund der Hitze mäßig besucht und so war es kaum möglich wirklich etwas zu erreichen. Die komplette erste Phase verlief generell recht dünn in Sachen Beteiligung.
Zum anderen begaben wir uns mit einem beinahe komplett neuen Team ins Ungewisse, da uns einige Spieler aus der Vorsaison überraschend, aber auch erwartet verließen.
Hier setzte ich doch auch einige Hoffnungen in die nachrückenden jungen Wilden, da sie in der zweiten Phase auch richtig gute Ansätze zeigten. Auch hier muss man sagen, dass wir das nicht in die Runde bringen konnten, betrachtet man die Vorbereitung, standen zu den ersten Spielen dann doch einige andere Spieler auf dem Feld, als noch Wochen zuvor.
Zum Anfang der Saison waren wir sicher in den Augen einiger Gegner (nicht jedoch in meinen!!!) nicht wettbewerbsfähig und wurden bestimmt hier und da auch unterschätzt. Da zeigte die Mannschaft auch ihre ganze Stärke, spielte einige Gegner schier schwindelig und ich sah rosige Aussichten für die Saison. Besonders freute es mich, dass sich eine echte Mannschaft auf dem Feld präsentierte, das Gemecker der Vorjahre schien komplett verblasst und nur in wenigen Momenten kam der „alte Trott“ zum Vorschein.
Aus meiner Sicht kam es zum Bruch, als sich Jonny „Weißmüller“ mit seinem Kreuzbandriss verabschieden musste (nur wenige Wochen brach uns leider schon mit Dominik ein wichtiger Pfeiler der Mannschaft weg), nicht nur mir kam es so vor, als verkörperte er das Kämpfen um jeden Ball, Treffsicherheit vorne, sowie das aktive Arbeiten gegen den Ball in der Abwehr wie kaum ein anderer (was nicht bedeuten soll, dass er sich alleinig rein hing!!! Viele andere wuchsen besonders im Nachgang zu dieser Verletzung ebenfalls über sich hinaus und wuchteten das Team nach vorne). Jedoch so richtig kompensieren konnten wir den Ausfall nie, bis dahin glänzte er immerhin mit einer beinahe 70%igen Trefferquote, keine Fehlpässe und gerade mal drei Zeitstrafen.
Weiterhin war es schwierig, wenn uns die Durschlagkraft im Rückraum, namentlich Mirco, fehlte, war er doch der einzige, der Jenseits der 9 Meter Markierung für Gefahr sorgen konnte. Sicherlich machten es „Hirschi“ und Felix super, keine Frage! „Hirschi“ musste aber in vielen Brandherden eingesetzt werden (wo er beachtliche Entschlossenheit und Leidenschaft zeigte, zu dem äußerst erfolgreich war, siehe Torschützenliste) und bei Felix war es dann öfter mal die Luft (eigene Aussage 😉) die am Ende dann fehlte. Mehr oder weniger plötzlich kam dann auch noch die Verletzung von Nico hinzu, der am Ellenbogen und Fuß Blessuren zeigte, sich zwar immer wieder vorbildlich durchbiss, aber dann auch öfter nicht nur im Training passen musste, weil die Schmerzen zu groß waren. Rainer kämpfte sich immer wieder beachtlich durch die Matches, gerade er litt auch immer wieder unter heftigen Schmerzen, konnte aber aufgrund privater Verpflichtungen einige Wochen nicht mitspielen, ganz zu schweigen von der Sperre der Hinserie, gerade hier fehlte er der Mannschaft auch als wichtiger Pfeiler.
Betrachte ich dann noch die Verletzung von „Willy“, bei der zunächst mit dem schlimmsten zu rechnen war, welche sich glücklicherweise aber als recht „harmlos“ herausstellte, so fehlte uns on Top noch der Denker und Lenker der Mannschaft. Ein ganzes Spiel zu leiten ist dennoch auch als Lenker nicht immer leicht, auch er brauchte Pausen.
Römi kämpfte auch einige Wochen mit Erkältungen und Problemen mit dem Nacken, fühlte sich im Rückraum auch nicht so wirklich wohl, glänzte er in der Vorsaison noch als eiskalter Vollstrecker auf Außen.
Marcel knickte öfter um und konnte sein Potential leider nicht immer abrufen und wollte auch oft zu viel im Spiel.
Auf der linken Bahn war Sven zwar immer wieder ein Antreiber und kam der von mir angedachten Rolle immer näher, jedoch bremste ihn sein Fuß dann auch noch aus (er biss sich für das Team dennoch durch und spielte trotz Tennisball im Fußgelenk) und Lukas fand diese Saison (trotz hervorragender Fitness) nicht den Weg die Leistungen aus dem Training ins Spiel zu transferieren. Felix B. war immer voll dabei, wirkte im Wettkampf dann oft, als hemme ihn irgendwas, zu dem war er öfter im Ausland unterwegs. Paul zeigte gerade in der Vorbereitung und auch in den Spielen der zweiten und dritten Mannschaft immer wieder sein Potential, wirkte bei uns leider aber eher gehemmt.
Zwischen den Pfosten kam es auch immer wieder zum Wechsel, mal war es Feusti und Dominik, dann Feusti und Björn, dann war mal wieder Nils dabei, später kam dann das junge Talent Dime hinzu. Man sieht, auch hier war keine stete Entwicklung, gerade Feusti hatte es in der Vorbereitung privat nicht leicht und später ereilte ihn dann auch eine schwere Rückenverletzung, dennoch fightete er sich immer wieder vorbildlich in die Spiele. Dime ist ein Talent, der die kommende Saison sicherlich noch für Aufsehen sorgen wird.
Gerade hier leistete Arno immer wieder hervorragende Arbeit im Training und auf der Bank.
Es war auch nicht immer leicht Ersatz für die ausgefallenen zu finden, oftmals standen nach dem Abschlusstraining gerade mal acht oder neun gesunde Spieler zur Verfügung.
Dominik P., Joel, Nick, Nils, Lukas S., Dave, Sascha und später Ide halfen wo es ging, letzten Endes ist es aber immens schwer sich in ein Team einzufinden, dass in einem taktischen Konzept spielt, was man nicht zuletzt auch im Training mit erarbeiten muss.
Dennoch vielen Dank an alle die, die aushalfen und versuchten der ersten weiterzuhelfen!!!
Was nicht nur mir immer wieder auffiel war, dass die Mannschaft sich immer dann in Bestform präsentierte, wenn sie konzentriert an das Spiel ging und sich (im neudeutschen) an den Matchplan und die Taktik hielt. Allzu oft riss plötzlich der Faden, weil man dachte, jetzt kann ich ja wieder wie immer und plötzlich gerieten Spiele noch ins Wanken, die schon sicher waren (siehe Heppenheim).
Ein kleiner Blick in die Glaskugel. Wie wäre in deinen Augen die Saison ohne den Abbruch weiter verlaufen? Was denkst du, wäre für unsere HSG 1 am Ende drin gewesen?
Antwort: Ein Platz um Rang 9 wäre sicherlich drin gewesen, die Spiele in denen es um die Wurst gegangen wäre, standen ja noch auf dem Plan.
Die Saison ist jetzt zu Ende. Mit dem Ende der Saison endet auch deine Zeit bei der HSG. Leider ohne den verdienten Dank und gemeinsamen Schoppen am letzten Spieltag. Wenn ich zurück Blicke bleiben für mich sicher der Mut zu attraktivem Handball und die ballgewinnorientierte Abwehr in Erinnerung. Wie beurteilst du deine Zeit bei der HSG?
Antwort: Schwierige Frage. Die vergangene Saison war eine Art Standortbestimmung, kann die Truppe sich fangen und zeigen was in ihr steckt, oder nicht. Am Ende „scheiterten“ man so ein wenig am Unkonstanten der Spiele und der Einheiten. Allzu oft waren wir nur zu siebt oder acht im Training und konnten wenig einstudieren.
Abwehrseitig sehe ich die vergangenen Spielzeiten mit einem weinenden Auge, denn man sah, dass wenn man den Mut und Entschlossenheit zeigt, dass da einige Ballgewinne und staunende Gegner mehr drin gewesen wären.
Ansonsten war es toll mit Wolfgang zusammen zu arbeiten, er verkörpert für mich die HSG wie kaum ein zweiter, kam oft ins Training, war dann für 1 ½ Stunden nicht mehr zu sehen, da er am Laptop Vorbereitungen traf.
Schade natürlich auch, dass der gemeinsame Schoppe nicht stattfindet, da gebe ich Dir Recht, vielleicht ergibt sich ja noch was.
Wie siehst du die HSG für die Zukunft aufgestellt?
Antwort: Ich denke, dass die kommende Saison ein recht gute werden wird. Die Rückkehrer sind wichtig für das Team, die Mannschaft ist in sich gefestigt und kann sicherlich für Furore sorgen. Auf alle Fälle wünsche ich jedem einzelnen eine erfolgreiche und verletzungsfreie Zeit.
Kannst/willst du schon verkünden, wie es für dich handballerisch weitergeht?
Antwort: Ich werde erstmal nichts mehr machen, ich merke, dass es an der Zeit ist zu pausieren.
Was in einigen Jahren sein wird, das weiß ich nicht, momentan genieße ich meine freie Zeit sehr.
Lieber Markus, vielen Dank für deine tolle und engagierte Arbeit bei der HSG. Ich hoffe man sieht sich bald wieder unter anderen Umständen und wir können auf deine Zeit bei der HSG anstoßen. Du bist bei der HSG immer gerne gesehen!