HSG 1: Keine Chance im Spitzenspiel
von Helmut Popp
Welche Möglichkeiten bleiben dem Verlierer, sich nach einem solchen Spiel – und vor allem auch solch einem Resultat – zu trösten? Stichhaltige Erklärungen sind spontan kaum möglich, aber natürlich in der Nachbetrachtung mit etwas Abstand heraus zu arbeiten und in der Teambesprechung offen anzusprechen. Unmittelbar nach Abpfiff ist man sichtlich geschockt und entsprechend sprachlos, verflüchtigt sich eher in kaum aussagekräftige Allgemeinplätze. Beispiele gefällig: „Knallhart auf dem Boden der Tatsachen gelandet“ oder „ein Schuss vor das Bug zur rechten Zeit“ oder „Mund abwischen und weiter geht es“ oder auch „besser einmal mit 14 Toren Unterschied verlieren als fünf- sechsmal mit einem“. Alles nicht verkehrt, wobei allerdings auch eines nicht vergessen werden darf: Nämlich dem erfolgreichen Gegner ein Lob zu zollen für dessen Darbietung: Denn was die gastgebender ESG Crumstadt/Goddelau da am Sonntagabend aufs Feld der Fritz-Strauch-Halle gezaubert hatte, das war wirklich aller Ehren wert – und zwar ungeachtet der eigenen unsäglichen Vorstellung.
Sage und schreibe mit 21:35 (11:22) musste sich der bis dahin verlustpunktfreie Tabellenführer der Bezirksoberliga Darmstadt in Crumstadt geschlagen geben. Ein Ergebnis, das in etwa das 60-minütige Spielgeschehen korrekt wiederspiegelt. Nach ihren meist souverän eingefahrenen zehn Saisonsiegen standen die Rüsselsheimer diesmal komplett neben sich, konnten absolut nichts zu einem wenigstens einigermaßen spannenden Gipfeltreffen beitragen. Schon frühzeitig durften sich die Anhänger der Riedstädter auf der Tribüne zurücklehnen – und ebenso entspannt wie entzückt dem Tun ihrer Mannschaft zusehen.
Kein Zweifel – und bereits in den ersten Minuten offenkundig: ESG-Trainer Frank Herbert hatte seine Schützlinge so richtig heiß gemacht. Und ihnen den richtigen „Matchplan“ mit auf dem Weg gegeben. Und der wurde dann von diesen auf dem Feld auch eins zu eins in die Tat umgesetzt. Natürlich hatte sich auch „Rü/Ba/Kö“ sehr viel vorgenommen, Coach Wladimir Daschevski ausdrücklich auf die Stärken und Schwächen von Crumstadt/Goddelau hingewiesen.
Doch alles, was im Vorfeld dieses Spitzenspiels angesprochen wurde, ging dann schief. Gut möglich, dass bei unserer Mannschaft – zumindest im Unterbewusstsein – das Selbstvertrauen ein Stück weit zu ausgeprägt war. Nach dem Motto „wir sind bisher im Hurra-Stil durch die Saison gestürmt, haben 20:0 Punkte. Da kann uns doch auch hier nichts passieren“.
Doch weit gefehlt: Bereits nach wenigen Minuten offenbarte sich, dass das Geschehen aus Sicht der Gäste eine völlig verkehrte Richtung einschlug. Das 0:1 konnte von Matthias Hirsch noch postwendend egalisiert werden, ehe dann das Unheil seinen Lauf nahm. Nichts, aber auch absolut nichts wollte klappen. Überhastete Abschlüsse, ein verworfener Siebenmeter, Fehlpässe – und hinten war man unaufmerksam, hatte zu oft im „eins gegen eins“ gegen die agilen Angreifer des Gegners das Nachsehen. Selbst der bisher so zuverlässige Torwart Marcel Chantre vermochte nicht den gewohnten Rückhalt zu geben, stand am Sonntag im Schatten seines Crumstädter Gegenübers.
Zehn Minuten musste die Rüsselsheimer Dreier-Spielgemeinschaft auf den zweiten Torerfolg warten, erzielt von Nico Cezanne zum 2:6. Richtige Hoffnung auf einen Umschwung keimte im weiteren Verlauf aber in keiner Phase auf. Crumstadt/Goddelau hatte stets alles unter Kontrolle und demütigte den Ligaprimus bis zum Ende.
Mit 20:6 Punkten hat Crumstadt/Goddelau die Hauptrunde nun abgeschlossen. Die Rüsselsheimer (20:2) bleiben Erster und wollen diese Position in den ausstehenden beiden Partien beim TV Lampertheim (kommenden Sonntag, 18 Uhr) sowie zu Hause gegen Lorsch/Einhausen (Donnerstag 24. März, 20.30 Uhr) auch verteidigen. Danach steht dann ab Ende April die Aufstiegsrunde mit sieben Teams an. Dann werden die Karten neu gemischt. Gut möglich, dass dann Crumstadt/Goddelau ebenso wie unsere Mannschaft mit 10:2 Punkten startet. Denn sollte Heppenheim (derzeit Achter) nicht noch den Sprung in diese Aufstiegsrunde schaffen (wozu am Samstag im Stadtderby in Erbach auf jeden Fall ein Sieg erforderlich ist), wären die Riedstädter auf einen Schlag vier ihrer bisher eingefahren sechs Minuspunkte los. Und hat angesichts des sonntäglichen 35:21 gegenüber uns den Vorteil eines vorzüglichen direkten Vergleichs. Aber natürlich hat die Formation von Wladimir Daschevski weiterhin alles in der eigenen Hand. Wie steht schon im ersten Absatz dieses Berichts: Mund abwischen und weiter geht es!
Spielfilm: 1:1, 6:1, 9:3, 12:5, 15:8, 20:9, (22:11), 26:15, 30:16, 33:17, 34:19, 35:21.
HSG Rüsselsheim/Bauschheim/