HSG1: Sechs unglaublich „vogelwilde“ Minuten
von Helmut Popp
Nach den vorhergehenden Darbietungen war es nicht unbedingt zu erwarten, aber letztlich umso verdienter: Am Samstagabend konnten die Handballer der HSG Rüsselsheim/Bauschheim/
Niederrodenbach fand zwar besser ins Spiel, doch allmählich lief es dann auch bei den Gästen. Es war erkennbar, dass die ohne Marcel Diehl, Sven Sprengard und Florian Römer aufgelaufene HSG auch mit dezimiertem Kader nach den letzten ernüchternden Resultaten diesmal unbedingt etwas „reißen“ wollten. Das anfängliche 1:5 war beim 10:10 (21. Minute) egalisiert.
Ganz am Ende stand „Rü/Ba/Kö“ sogar dicht vor einem doppelten Punktgewinn, doch der letzte Wurf von Matthias Hirsch landete nur am Pfosten. Zehn Minuten zuvor hatte es allerdings noch den Anschein, als wäre auch diesmal wieder für die Rüsselsheimer Dreier-Spielgemeinschaft nichts zu holen. 19:27 lag die Mannschaft um Kapitän Max Kaczmarek zu diesem Zeitpunkt hinten. Trotz einer erkennbaren Leistungssteigerung sowie der absolut ausgeglichenen ersten Halbzeit schien der nächste Misserfolg da längst besiegelt. Ehe dann sechs unglaublich „vogelwilde“ Minuten alles auf den Kopf stellen sollten. Eingeleitet von Torwart Marcel Chantre, der kurz zuvor noch angeschlagen (gegen Pfosten geprallt) vorübergehend von Maurice Pauly ersetzt werden musste (er machte es auch gut). Chantre jedenfalls leitete nach seiner Rückkehr ins Gehäuse die Wende ein, als er kurz hintereinander zweimal ins leere gegnerische Tor traf (zum 20:27 und 21:27). Die höherklassig erfahrenen Spieler des Gegners waren sich längst des Sieges sicher, agierten teilweise etwas überheblich – und konnten dann den Schalter nicht mehr umlegen. Was dazu führte, dass die Gäste tatsächlich nicht mehr zu bremsen waren – und eine kaum für möglich gehaltene 9:0-Trefferserie hinlegten.
Sie hatten also plötzlich mit 28:27 die Nase vorne. Gerieten aber zum Schluss doch wieder mit 30:31 ins Hintertreffen, ehe Marcel Späing der umjubelte Ausgleich glückte. Kommentar von HSG-Trainer Wladimir Daschevski: „Kompliment ans gesamte Team, das diesmal ungemein diszipliniert aufgetreten ist, sich gegenseitig unterstützt und leidenschaftlich gekämpft hat“.
Spielfilm: 5:1, 6:4, 9:6, 10:10, 12:12, 14:13 – 17:13, 18:16, 22:17, 27:19, 27:28, 29:30, 31:30, 31:31.
Rü/Ba/Kö: Marcel Chantre (2), Maurice Pauly; Matthias Hirsch (6), Marius Reinheimer (6), Max Kaczmarek (4), Nico Cezanne (4/2), Lukas Dippel (3), Marcel Späing (2), Mirco Reinheimer (2), Steffen Weyrich (1), Tino Reschner (1).
Nächstes Spiel: Sonntag 18.00 Uhr (Sporthalle Bauschheim) gegen die HSG Bachgau
Mit der von den drei Vereinen aus Großostheim, Pflaumheim und Wenigumstadt bestehenden HSG aus Unterfranken wartet der nächste „dicke Brocken“. Die „Bachgauer“ schlossen die letzte Saison immerhin als Vizemeister ab, verpassten also nur denkbar knapp den Oberligaaufstieg. Aktuell sind sie mit 11:9 Punkten Sechster.
Gastgeber Rüsselsheim hofft aber, dass die Leistung und das Remis des vergangenen Wochenendes dem eigenen Team frischen Auftrieb verschafft hat. Mit dem Stimmungsaufschwung und der Unterstützung des heimischen Publikums soll der zweite Heimsieg angepeilt werden. Wichtig wäre es auf jeden Fall, wie ein Blick auf die Tabelle unterstreicht. Voraussetzung für ein Gelingen: Kollektiver Zusammenhalt und bedingungsloser Einsatz – eben so, wie am Samstag in Niederrodenbach.